Schillers „ästhetische Erziehung“ – Gedanken zum Realitätsgehalt der Ästhetik
Vortrag auf der internationalen Tagung Bildungsphilosophie vom 3. bis 5. April 2014 in Eichstätt Dr. Gerhard Stamer Theodor W. Adorno leitete sein Seminar über die Ästhetik im Mai 1968 unmissverständlich mit dem Bezug auf die Vorgänge ein, die sich auf den Straßen direkt vor der Universität in Frankfurt/Main abspielten. Angesichts der gegenwärtigen Aktualität des politischen Interesses der Studentenschaft stelle sich die Frage nach der Legitimation eines philosophischen Seminars über die Hegelsche Ästhetik und allgemeiner nach der Beziehung von Politik und Ästhetik. Mit diesen Worten begann Adorno. Die Intention von Adorno schien es zu sein, in der Entfaltung der Gedanken Hegels den prinzipiellen historischen Gehalt des Ästhetischen darzustellen, um von dort aus über sein eigenes gegenwärtiges Verständnis des Ästhetischen zu einer Klärung der eigenen politischen Position zu gelangen. Adorno schien die Absicht zu haben, seine Negative Dialektik unter ästhetischen Aspekten wie einen Ring in die sich erhitzende studentische Öffentlichkeit zu werfen, um möglicherweise sogar die Ästhetik als Alternative zu einer Politik des Klassenkampfes, die er für abwegig hielt, wenn nicht gar als Perpetuierung des totalitären …