Dr. Gerhard Stamer, LIT-Verlag, Münster 2006 (ISBN 3-8258-9901-2)
Der Mensch ist nicht antiquiert im Verhältnis zur modernen Technik. In diesem Band sind Vorträge versammelt, die zeigen, daß die ökonomische Globalisierung nur eine Weise ist, in der sich das Wesen des Menschen – wenn auch noch in entfremdeter Form – realisiert.
Die Philosophie hat es immer damit zu tun, den in ihrer Tradition einmal erreichten Stand der Reflexion zu erhalten. Es ist eine ständige Bemühung, die Einsicht in die Komplexität des Menschen und seiner Lebenswelt, die in den großen Werken der Philosophiegeschichte vorliegt, zu bewahren. Aber darin kann sich die Philosophie in einer Zeit starken Wandels nicht beschränken. Es gilt, die neuen Vorkommnisse der Gesellschaft und der Kultur mit dem in der Geschichte erreichten Stand der Reflexion zu konfrontieren, um sie zu verstehen. Hier verbindet sich die vita contemplativa mit der vita activa.
Die in diesem Buch zusammengestellten Vorträge sind vornehmlich aus einer solchen Intention entstanden. Ob es sich um Städtebau handelt, um Arbeitslosigkeit oder Photographie, die Philosophie hat eine Blickweite und -schärfe, dass sie sich zu allen Themen und Fragen, die sich im Leben der Menschen und ihrem Verhältnis zur Welt stellen, profund zu äußern vermag. Philosophie realisiert sich als weltzugewandte Vernunftleistung, die Wirklichkeit zu bewältigen. Darin, den Primat praktischer Vernunft einzulösen, wie ihn Immanuel Kant formuliert hat, besitzt sie ihre höchste Aufgabe.
Die hier versammelten Vorträge sind in ihrem Stil nicht verändert worden. Es sind aus ihnen keine Artikel gemacht worden. Vorträge haben den Charakter einer unmittelbaren Kommunikation. Den sollten sie behalten. Dennoch stellen sie eine Bemühung um begriffliche Präzision dar, auch wenn diese nicht auf Kosten der Popularisierung der vorgebrachten Gedanken gehen soll. Die Vorträge beziehen sich auf die Evidenz der Erfahrung, die Zeitgenossen miteinander teilen. Sie konfrontieren diese Erfahrung mit Gedanken der philosophischen Tradition, die den Rahmen des Zeitgeistes transzendieren. So ist Philosophie unmittelbar ein Erlebnis, ein Erlebnis des Infragestellens, ein Erlebnis der Überprüfung, ein Erlebnis der Bekräftigung von bis dahin nur Geahntem.
Insgesamt ist diese Mischung von Vorträgen zu verschiedensten Themen in ihrer Kürze ein Beispiel für die Form einer Philosophie, die sich um Popularisierung ohne Niveauverlust bemüht. Darum geht es in einer Zeit der Informationsüberflutung. Auch die Philosophie muß sich bündig fassen. Sie ist zu wichtig, als dass sie nur unter den Leuten vom Fach bliebe.