Dr. Gerhard Stamer, LIT-Verlag, Münster 2007 (ISBN 978-3-8258-0243-1)
Dieser Band zeigt die kontraproduktiven Folgen eines Denkens – wie das von Jürgen Habermas – auf, das die substanziellen Gehalte der traditionellen Kultur durch Negation der Metaphysik bewahren möchte.
Die Veröffentlichungen von Jürgen Habermas sind als Kritik des Zeitgeistes selbst Zeitgeist. Die in ihnen geäußerten prägnanten Positionen bieten darum eine geeignete Möglichkeit, ein sich bewußt modern verstehendes Denken zum Gegenstand zu machen. Das hier vorliegende Buch hat die Zielsetzung, in plastischer Argumentation die Grenzen der theoretischen Konzeption von Habermas aufzuzeigen, um dabei zugleich eine eigene zu umreißen. Der inhaltiche Schwerpunkt der gesamten Arbeit besteht darin, die reduktionistischen Konsequenzen einer Philosophie sichtbar zu machen, die sich programmatisch der Metaphysik verweigert. Eine dieser Konsequenzen ist das Scheitern des Versuchs, Denken und Bewußtsein in der Dimension der Sprache abzuhandeln., eine weitere, die Aussagenlosigkeit und Begründungsschwäche einer voluminös ausgebreiteten Philosophie, die sich keine Inhalte mehr zutraut. Selbst die innere Konsistenz der systematischen Konzeption ist fragwürdig, denn der klaffende Widerspruch zwischen einer Konstituierung der Gesellschaft durch bewußte sprachlich-symbolische Sinngebung einerseits und der Lebenswelt andererseits, die transzendental aller Bewußtseinstätigkeit vorangehen soll, ist nicht zu übersehen.
In der Auseinandersetzung mit den Grundzügen des Denkens von Habermas nehmen die alternativ skizzierten und in dem Sinne positiven Inhalte dieser Arbeit Gestalt an. Der größte Raum wird dabei der Explikation der logischen Existenziale gewidmet. Sie sind die Elemente, aus denen die Eigenständigkeit der Dimension von Bewußtsein und Denken hervorgeht. In diesem Kontext gewinnt — fernab von jeder Überschwänglichkeit — die Einheit von Geist und Natur in einem Ganzheitskonzept, das sich dem Denken der metaphysischen Tradition verbunden weiß, ihre Plausibilität. Das bewußte Erleben wird im Kontrast zu den Sätzen naturwissenschaftlicher Objektivität als die primäre, ursprüngliche Realität des Menschen ausgewiesen, woraus eine aktive Deutung des Menschen abzuleiten ist.
Die Form der Arbeit ist für das Genre von ungewöhnlicher Lebendigkeit. Sie wird durch eine Darstellung erreicht, die grundsätzlich den Charakter des Dialogs hat und durch Briefe, Gespräche im Kreis von Freunden, Vorträgen, theoretischen Ausarbeitungen, auch Notizen, im besten Sinne des Wortes ein kommunikatives Handeln vor Augen führt.