Parmenides
Kurzer Traktat über die Ursprungserfahrung der Philosophie.
1999 Edition Dialogos Hannover.
Gerhard Stamers Traktat führt das Denken zu dem Einheitspunkt zurück, wo Mystik und Empirie, Ontologie und Aufklärung, Lebendigkeit und Abstraktion ihre gemeinsame Wurzel haben. In einer eigenen ursprünglichen Weise stellt sich ein Philosophieren in den Ursprung der Philosophie hinein.Das Verhältnis von Denken und Sein, die Wahrheit, tritt als die unergründliche Existenzbedingung der menschlichen Gattung hervor.
Die Fragmente, die von Parmenides überliefert sind, stammen aus dem fünften bis sechsten Jahrhundert vor Christus. Obwohl seine Ausdrucksweise von einer außerordentlichen Prägnanz ist, haben seine Gedanken nicht nur zu den konträrsten Interpretationen Anlass gegeben, sondern sogar geistig-kulturelle Strömungen begründet, die über diesen ganze historischen Zeitraum miteinander in Fehde lagen: die mystisch- religiöse Einheitsschau auf der einen Seite und die sich auf die cEmpirie stützende wissenschaftliche Objektivität auf der anderen. Auch im 19. Jahrhundert schieden sich an Parmenides die Geister. So wurde ihm von Hegel höchste Würdigung zuteil, während Nitzsche mit schroffster Ablehnung von ihm spricht. Für Hegel ist Parmenides der Denker des Anfangs, des einen Seins, der zum ersten Male „mit der reinen _Begeisterung des Denkens“ dieses selbst „in seiner Absolutheit“ erfasste und „das Element der Wissenschaft“ erschuf. Nietzsche – in seiner lebensphilosophischen Sicht – hingegen sieht sich von Parmenides in das „kalte Bad seiner furchtbaren Abstraktionen“ gestürzt. Er kann sich mit dessen „durch jede Wirklichkeit ungetrübten und völlig blutlosen Abstraktionen“ nicht anfreunden. Es sieht in ihm den Prototypen einer das Leben tötenden Rationalität.
(Originaler Text aus dem Jahr der Veröffentlichung.)