3. Vortrag im Rahmen der Vortragsreihe „Die Theorie der Erkenntnis“ 18. Juni 2007, Leibnizhaus Hannover
Gerhard Stamer
Guten Abend,
in der Reihe Theorie der Erkenntnis spreche ich heute über Dilthey und die Hermeneutik. Das ist der dritte Vortrag in der Reihe. Zunächst möchte ich den Kontext des heutigen Vortrags und damit zugleich auch der gesamten Reihe überblickshaft skizzieren. Die Vortragsreihe steht in Zusammenhang mit dem von Bundesministerin Frau Schavan ausgerufenen Jahr der Geisteswissenschaften. Die Reihe zielt darauf ab, die Produktivität und Lebendigkeit der Geisteswissenschaften vor Augen zu führen. Dabei möchte ich sogleich am Anfang eine nicht unwichtige Anmerkung machen. Die Philosophie lässt sich nach meiner Auffassung nicht den Geisteswissenschaften einordnen. Sie war ohne Frage durch ihre gesamte Geschichte die wissenschaftliche Disziplin, die sich dem Phänomen Geist am intensivsten zugewandt hat. Vielleicht lässt sich sogar sagen, dass der Geist das zentrale Thema der Philosophie seit ihren Anfängen war. Der Begriff des Logos, des Nous, der Idee stammen aus diesen antiken griechischen Anfängen. Aber dennoch ist die Philosophie nicht einfach eine Geisteswissenschaft, denn die Philosophie ist auch zu allen Zeiten die Grundlagenwissenschaft der Naturwissenschaft gewesen. Philosophie überhaupt ist geradezu die Reflexion auf das Verhältnis von Natur- und Geisteswissenschaft. Die Philosophie ist mit einem anderen Blickwinkel zu bestimmen. Sie ist die Bemühung der Menschen, zu jeder historischen Epoche, das Verhältnis der Menschen zur Welt und zu Gott zu bestimmen und damit in eins sich selbst und ihren gesellschaftlichen Zusammenhang zu deuten. Deshalb steht die Philosophie ihrem traditionellen Anspruch nach über Natur- und Geisteswissenschaft. Das ist keine Anmaßung. Die Philosophie bläst sich dabei nicht auf. Sie ist einfach der Ausdruck dafür, dass sie die Disziplin ist, in der die Menschen seit je über das große Ganze nachgedacht haben. Sie ist die Disziplin der Besinnung des Menschen auf sein Leben – und das schließt alles ein. Diese Disziplin ist kein Teil von irgendetwas. Und sie ist nötig. Wir Menschen brauchen eine Disziplin, die das Ganze in den Blick nimmt, denn wir leben als Ganze in der Vielfältigkeit dieser Welt. Nichts kann uns gleichgültig sein, nicht die Biologie, nicht die Psychologie, nicht die Chemie, nicht die Soziologie, nicht die Sprachphilosophie usw. In uns schließt sich das Ganze zu einer Einheit zusammen, es ist in uns zusammengeschmolzen – und die verschiedenen Wissenschaften nehmen nur auseinander, was in uns in Einheit vorhanden ist, sie spezialisieren sich, weil Erkenntnis nur durch Eingrenzung möglich ist. Gerade dadurch gibt es die Erkenntnisfortschritte. Aber zugleich muß das Bewusstsein des Ganzen als wissenschaftliche Disziplin vorhanden bleiben. Daher ist die Philosophie wichtig. Sie darf sich nicht von den in die Spezialdisziplinen vertieften Experten in die Einseitigkeiten hineinziehen lassen. Sie muß immer wieder den Blick für das Ganze öffnen. Das ist die spezielle Aufgabe der Philosophie.
Dabei bin ich bei unserem Thema. Aus welcher konkreten Gedankenkonstellation, aus welchem Kontext behandle ich Dilthey? Dilthey steht in einer Reihe von Denkern, die sich gegen eine Verabsolutierung der naturwissenschaftlichen Erkenntnismethoden wandten.
Die Moderne fängt an mit den großen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, die mit den Namen Kopernikus, Kepler, Galilei verbunden sind. Das ist die Zeit von 1500 bis 1650. Zu gleicher Zeit deutet Francis Bacon (1561-1626) die neue, moderne Stellung des Menschen zur Welt. Ich umreiße Bacons Gedanken im Stil eines Lexikons: Das Ziel der Wissenschaft ist die Beherrschung der Natur zum Nutzen der Gesellschaft. Damit die Menschen zu einer objektiven Erkenntnis gelangen, Erkenntnis vorgestellt als Abbild der Natur, müssen sie sich von Vorurteilen , sogenannten Idolen befreien. Bacon spricht in seinem „Novum Organum“ von 4 Arten von Vorurteile:
Das erste Vorurteil entspringt der Natur der menschlichen Gattung: Unser Verstand und unsere Sinne erfassen die Wirklichkeit nur nach menschlichem Maß. Und da der Verstand ein unebener Spiegel sei, würde es zu Trugbildern kommen.
Das zweite Vorurteil liegt in den Individuen. Ihre Besonderheiten – Anlagen, Erziehung, Neigungen – führen zu verfälschenden Wahrnehmungen der Wirklichkeit.
Das dritte Vorurteil kommt durch die Sprache zustande. Durch falsche Bedeutungen, die wir den Sachen beilegen, kommt es zu Irrtümern.
Das vierte Vorurteil entspringt aus den falschen Lehren der verschiedenen Philosophieschulen.
Als oberste Wissenschaft rangiert bei Bacon die Prima Philosophia. Ihre Aufgabe ist die Erarbeitung der allen Wissenschaften gemeinsamen Grundlagen, also Wissenschaftstheorie, wie wir heute mit einem Wort sagen würden. Diese Vorstellung liegt – natürlich in einer aktuellen Fassung – aber im Prinzip doch unverändert, dem Konzept zugrunde, nach dem momentan das Philosophische Seminar an der Universität umgestaltet werden soll.
Nur unwesentlich später beginnt eine Traditionslinie, die ebenfalls die Neuzeit bestimmt. Sie beginnt mit René Descartes, der von 1596 bis 1650 lebte. Diese Traditionslinie, so eng sie sich in ihren Hauptrepräsentanten auch mit der aufkommenden modernen Naturwissenschaft verbunden weiß, stellt gerade angesichts des Aufkommens der Naturwissenschaften mit ihren Erkenntnisstandards eine Realität heraus, die offensichtlich von den Methoden der Naturwissenschaften nicht erfasst wird. Sie widerstreitet ohne Provokation der Verabsolutierung naturwissenschaftlicher Erkenntnismethoden. Es fängt spektakulär mit Reneé Descartes an. Er unterschied fundamental zwischen der res extensa und der res cogitans, zwischen der äußeren Welt der Ausdehnung in Raum und Zeit und der Welt der Gedanken, die prinzipiell keine Ausdehnung besitzen. Res cogitans fasst alle unsere gedanklichen Erkenntnisse und Erlebnisse zusammen.
Der nächste in dieser Reihe ist Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716). Auch Leibniz trifft diese Unterscheidung in leicht abgewandelter Form und auch mit leicht veränderten Konsequenzen. Leibniz antwortet mit seiner Lehre von der prästabilierten Harmonie auf die offensichtliche Differenz zwischen dem immateriellen Denken und dem materiellen Sein der Dinge in Raum und Zeit. Wir selbst als Menschen gehören beiden Bereichen an insofern wir Körper und Seele, bzw. Bewusstsein besitzen. Er sagt:
„Die Schulphilosophen glaubten, es gebe einen wechselseitigen physischen Einfluss zwischen der Seele und dem Körper; seitdem man aber richtig bedacht hat, dass der Gedanke und die ausgedehnte Stoffmasse keine Verbindung miteinander haben, und dass beide erschaffene Dinge sind, die sich toto genere voneinander unterscheiden, haben mehrere Neue erkannt, dass es keine physische Verbindung zwischen der Seele und dem Körper gibt, obwohl immer die metaphysische Verbindung besteht, die bewirkt, dass Seele und Körper ein Zugrundeliegendes oder das bilden, was man eine Person nennt.“( Leinkauf S. 379) Leibniz ist der Auffassung, dass die Prinzipien der Physik und besonders der Mechanik nicht aus Gesetzen mit mechanischer Notwendigkeit hergeleitet werden könnten, sondern insgesamt zu ihrer Begründung der Berufung auf eine höchste Intelligenz bedürften (Leinkauf S. 200) Schließlich unterscheidet er zwischen dem Reich der Natur und dem der Gnade, d.h. der Gemeinschaft geistiger und moralischer Wesen unter göttlicher Führung.
Der nächste Philosoph, der in dieser Reihe eine herausragende Rolle spielt, ist Immanuel Kant. Kant unterscheidet rigoros zwischen Natur und Freiheit, zwischen theoretischer und praktischer Vernunft, zwischen dem, was ist und dem, was sein soll, zwischen Naturwissenschaft und Morallehre. Kant ist nicht anders als Leibniz auch ein Vertreter der Naturwissenschaft. Bis heute hat er die gültigen Grundlagen der naturwissenschaftlichen Erkenntnis herausgearbeitet. Aber für ihn hat die Praktische Vernunft den Primat. Die durch Freiheit geschaffene freie Gemeinschaft der Menschen ist der Blickwinkel, aus dem heraus Naturwissenschaft, Technik, Ökonomie und alle anderen Bereiche der menschlichen Gesellschaft betrachtet werden müssen, wenn Humanität herrschen soll. Kant entfaltet das Panorama praktischer Vernunft als die große Aufgabe der Menschheit, die durch Natur an den Punkt gebracht worden ist, die Geschicke selbst in die eigene Hand zu nehmen. Die Geschichte ist für ihn der grandiose Erzeugungsakt der Gattung durch sich selbst. Dies bewusst zu machen., die eigene Verantwortung, das ist der Kern der Aufklärung für das Persönliche wie für das Politische.
Mit Georg Wilhelm Friedrich Hegel wird ein neues Kapitel in der Geschichte der Philosophie aufgeschlagen. Im Denken Hegels verliert die Naturwissenschaft ihre Selbständigkeit. Hegel zeigt, dass die auf Mathematik beruhende Naturwissenschaft die Darstellung des sie betreibenden Menschen systematisch aus klammert. Aber gerade die Bewegung des Bewusstseins in der Geschichte , der Erfahrungsprozeß, in dem der Mensch sowohl die Geschichte als auch sich selbst im Zusammenhang seiner Hervorbringungen immer mehr begreift und durchschaut, sich verändert und doch gleich bleibt, unentwegt neue Lebensformen schafft, aber doch an dieselbe Natur als die Basis seines Lebens gebunden bleibt, wird für ihn zum Zentrum seiner dialektischen Betrachtung. Naturwissenschaft ist darin nur ein Moment, so wie auch die Technik. Der Mensch ist angesiedelt zwischen dem Unendlichen und Endlichen. Es geht letzten Endes nicht um die Erkenntnis der Dinge, die in der Welt vorkommen, also nicht um Naturwissenschaft, es geht auch nicht um die Herstellung von Dingen, die in der Welt möglich sind, also nicht um Technik, es geht in erster Linie um den Menschen, um Verwirklichung des Menschen in den zählbaren Tagen, in denen er in den Unendlichkeiten von Raum und Zeit für einen endlichen Moment die Augen aufschlägt, sein Leben vergegenwärtigen und angemessen gestalten kann. Besinnung mag wesentlicher sein als Produktion, so tätig der Mensch auch sein mag in seinen historischen Veranstaltungen.
Jetzt sind wir bei Wilhelm Dilthey angekommen, der von 1883 bis 1908 als Professor in Berlin lehrt. Dilthey steht in der beschriebenen Tradition, aber in einer konkreten Ausformung. Der Titel des Vortrags heißt Dilthey und die Hermeneutik.
Hermeneutik wird bei Dilthey die spezifische Methode der Geisteswissenschaften überhaupt. Das ist das Neue. Hermeneutik gibt es schon seit der Antike. Aber nie wurde sie in dem Bewusstsein vertreten, mit ihr den Unterschied zur Naturwissenschaft methodisch zu begründen.
Die Hermeneutik hat ihren Ursprung in dem griechischen Wort hermeneuō: „erklären“, „deuten“, „interpretieren“. Das Wort leitet sich von dem griechischen Götterboten der Antike Hermes ab. In der griechischen Mythologie war er nicht nur der Überbringer von
Botschaften der Götter, sondern auch der Übersetzer dieser Botschaften. Ohne seine Interpretation blieben sie kryptisch, verschlüsselt. Hermes gilt in dieser Mythologie auch als der Erfinder der Schrift und der Sprache. In der Antike und dann im Mittelalter des Christentums diente die Hermeneutik als Kunst der Auslegung, der Exegese grundlegender Texte. Bereits Platon beschäftigte sich mit ihr, um Kriterien für die Lehre der Interpretation zu entwickeln. Die Interpretationslehre beschäftigte sich mit der Bedeutung hinter den offensichtlichen Bedeutungen. So wurde bei der Exegese (exégesis = Auslegung, Erläuterung) der Werke Homers zunächst die Bedeutung der Wörter und der Sätze kommentiert. Erst auf einer tieferen Ebene ging es darum, die allegorische (αλληγορέω – etwas anders ausdrücken) Bedeutung zu diskutieren und auszulegen.
Die Hermeneutik entsteht also keineswegs mit Dilthey. In der Generation vor Dilthey ist es vor allen anderen Friedrich Schleiermacher (1768-1834), der im Zusammenhang mit seinen umfangreichen Übersetzungsarbeiten – den ganzen Platon hat er übersetzt – die Hermeneutik entwickelte.
Die Hermeneutik ist auch keineswegs mit Dilthey verschwunden. Nicht nur, dass sie in allen Übersetzungen und Interpretationen Tag für Tag bewußt oder unbewußt praktiziert wird – tatsächlich kommt weder eine Übersetzung noch eine Interpretation ohne hermeneutische Verfahren aus -, es gibt auch namhafte Philosophen, die sich im 20. Jahrhundert mit der Hermeneutik befassen und sie vertiefen. Ich nenne nur drei. Am bekanntesten ist wohl Hans-Georg Gadamers Werk „Wahrheit und Methode“, das 1960 herauskam. Nicht viel weniger bekannt ist Paul Ricoeurs „Die Interpretation. Ein Versuch über Freud“, erschienen 1965. Und als dritten nenne ich die gründliche Arbeit über Schleiermacher von Manfred Frank: „Das individuelle Allgemeine. Textstrukturierung und –interpretation nach Schleiermacher“ aus dem Jahre 1977. Wenigstens erwähnen muß man in diesem Zusammenhang selbstverständlich auch den aus dem Neukantianismus kommenden Ernst Cassirer mit seinen bedeutenden Arbeiten zum Begriff des Symbols.
Mir geht es in diesem Vortrag nicht um eine Einführung in die Hermeneutik – das wäre ein anderes Thema -, sondern um ihre Darstellung als eigene geisteswissenschaftliche Methode gegenüber den Naturwissenschaften. Daher die Frage: Welches sind die Argumente, die Hauptpunkte, die Dilthey anführt, um die Hermeneutik in diesen Gegensatz zu den Naturwissenschaften zu bringen? 1883 erscheint Diltheys „Einleitung in die Geisteswissenschaften“. Der Untertitel lautet: „Versuch einer Grundlegung für das Studium der Gesellschaft und Geschichte“. Das Buch leitet eine ganze Epoche der akademischen Debatte über den Unterschied von Natur- und Geisteswissenschaft ein. Im ersten Teil behandelt Dilthey die Notwendigkeit der eigenständigen Grundlegung der Geisteswissenschaften, im zweiten negiert er die traditionelle Begründung derselben. Also auch Dilthey ist ein Kind seiner Zeit: Die Geisteswissenschaften sollen wie die Naturwissenschaften, die auf Experiment und Mathematik basieren, eine Grundlegung erhalten, die von einer nachweisbaren Realität ausgehen und keine metaphysischen Annahmen wie die Existenz Gottes oder den Weltgeist nötig haben. Welche Realität ist es, die sich sowohl von der naturwissenschaftlich erfassten unterscheidet und doch auch empirisch zugänglich ist? In der Vorrede zu dem angeführten Werk heißt es:
„Alle Wissenschaft ist Erfahrungswissenschaft, aber alle Erfahrung hat ihren ursprünglichen Zusammenhang und ihre hierdurch bestimmte Geltung in den Bedingungen unseres Bewusstseins, innerhalb dessen sie auftritt, in dem Ganzen unserer Natur. Wir bezeichnen diesen Standpunkt, der folgerecht die Unmöglichkeit einsieht, hinter diese Bedingungen zurückzugehen, gleichsam ohne Augen zu sehen oder den Blick des Erkennens hinter das Auge selber zu richten, als den erkenntnistheoretischen; die moderne Wissenschaft kann keinen anderen anerkennen.“(Bd. 1, S. XVII)
Erfahrbare Realität besäßen wir „an den in der inneren Erfahrung gegebenen Tatsachen des Bewusstseins.“(Bd.1,S. XVIII) Die innere Erfahrung gilt Dilthey als der Bereich der Geisteswissenschaften, worin sie gewissermaßen ihr Material besitzt. Was ist innere Erfahrung? Kant hatte diesen Ausdruck bereits in der „Kritik der reinen Vernunft“ geprägt. Für Kant gehört die Zeit zur inneren Erfahrung. Nirgendwo ist sie ansichtig, wir erleben sie aber. Zeit nehmen wir wahr an der Bewegung der Dinge im Raum, aber sie selbst entzieht sich einer unmittelbaren Wahrnehmung. Wir selbst sind dem zeitlichen Verlauf auch unterworfen, aber zugleich ist für uns in jeder Gegenwart die Vergangenheit und die Zukunft auch präsent. Es gibt sie für uns nicht nur als formalen Ablauf wie auf einer Skala, sondern mit Vorstellungen, Willensregungen und Gefühlen verbunden. Wir denken zurück, erinnern uns an schöne Tage, an peinliche Ereignisse, an Nackenschläge, die wir erhalten haben, an Anstrengungen, die wir bewältigt haben und die uns zu dem gemacht haben, was wir sind usw. Unsere Gegenwart ist so mit Erinnerungen an abwesende Geschehnisse gefüllt. Wir sprechen rückblickend von unserer Zeit, wir erinnern uns daran, selbst jung gewesen zu sein, wenn wir auf heutige Jugendliche treffen, die es uns schwer machen, sie zu verstehen. Wir verfallen in Melancholie, wenn wir spüren, wie die Zeit vergeht; und wir nicht festhalten können, was wir lieben. Und manchem kann es passieren, nur noch in der Vergangenheit zu leben. Das alles ist innere Erfahrung.
Innere Erfahrung ist aber auch der Blick in die Zukunft, die Ahnung, die uns hemmt oder auch froh macht, die Sorge, dass der Einsatz sich nicht gelohnt hat, die Hoffnung, dass gegebene Versprechen eingehalten werden, die Angst vor dem Tod, der auch mich treffen wird. Wir leben mit Zielen, die in der Zukunft liegen: die Schülerin, die das Abitur machen will, der Privatmann, der sich ein Haus bauen will, der Fußballer, der endlich im nächsten Jahr Deutscher Meister werden will usw. Und wie man in der Vergangenheit leben kann, so kann man auch als Utopist in der Zukunft leben und an der Gegenwart vorübergehen. Wir leben zwar in der Gegenwart, aber die Gegenwart ist voller Vergangenheit und Zukunft, die präsent sind. Das alles ist innere Erfahrung, wobei ich nur einen Bruchteil derselben angeführt habe. Alle Erwägungen, die wir anstellen, ob wir dies oder jenes tun, ob sich dies oder das gehört, ob dies oder jenes erwartet wird, ob das eine oder das andere richtig ist, ob der Spatz in der Hand besser ist als die Taube auf dem Dach, ob man das Unmögliche wollen soll, um das Mögliche zu erreichen, alle diese Erwägungen finden ständig in unserem Innenleben statt. Eigentlich besteht unser Leben gerade darin, könnte man sagen. Aber zur inneren Erfahrung gehört noch mehr – und ich spreche hier nicht von den mystischen Erfahrungen Einzelner, die von Transpersonalem berichten -, sondern von Erfahrungen die allgemeingültig sind, also allen im eigenen Erleben zugänglich sind. Die Fähigkeit, in Gedanken über den gegenwärtigen Ort unserer Anwesenheit unendlich weit hinauszugehen, hier an diesem Ort zu sein und zugleich New York und Tokio im Bewusstsein zu haben, darüber sprechen zu können, ob man selbst jemals dort war oder nicht, zeigt eine Weite der Vorstellung in unserem Bewusstsein, die weit über unsere persönliche körperliche Reichweite hinausgeht. In unserer Vorstellungskraft ist die pure Unendlichkeit anwesend. Wir können bis an den Big Bang denken, aber zugleich fragen: Was war vorher? Wodurch ist er entstanden? Diese Vorstellungen aber der Unendlichkeit des Kosmos liegen in uns selber. Draußen sehen wir nur den Himmel wie eine Decke über uns – ob mit oder ohne Wolken. Und wenn wir den Horizont erblicken, stellt er eine Grenze dar. Der Big Bang ist nur eine Sache der Vorstellung.
Aber damit ist unsere innere Erfahrung noch längst nicht erschöpft. Auch Naturgesetze sehen wir nicht, sondern denken uns nur. Wir sehen nur Steine, die fallen, aber nicht das Fallgesetz. Wir sehen Hebel, aber nicht die Hebelgesetze. Unser Denken geht , was die Naturgesetze betrifft, über die sinnliche Anschauung hinaus. Es wird etwas angenommen, was nicht gesehen wird. Es kann aber berechnet werden – was auch noch keine sinnliche Anschauung ist – , und es kann in Experimenten verifiziert oder falsifiziert werden. Das ist der Vorteil der Naturwissenschaften. Aber anders ist es mit Vorgängen, die nur im Inneren der Menschen bleiben. Ich nenne nur Sehnsucht, Hoffnung, Furcht, Liebe Freiheit, Stolz, Kummer. Wir umschreiben diese inneren Vorkommnisse dann mit Worten wie: „Nimm es dir nicht zu Herzen.“ Überhaupt muß das Herz als Metapher oft einstehen, wenn wir innere Erfahrungen ausdrücken wollen. Aber wir sagen auch, dass uns etwas an die Nieren gegangen wäre. Und so weiter. Sie kennen genug Beispiele. Ja, wie soll man Sachen ausdrücken, die nur in der inneren Erfahrung vorkommen. Wie lassen sich Übereinstimmungen zwischen uns Menschen herstellen über innere Erfahrung? Kann es überhaupt eine Objektivität der Vorgänge der inneren Erfahrung geben? Öffnet sich hier nicht die Perspektive auf die Bodenlosigkeit der Subjektivität? Sollen wir aller inneren Erfahrung, da sie sich nicht durch Experimente im raum-zeitlichen Äußeren durch Messung dingfest machen lässt, die Realität absprechen? Sind Schuldgefühle, die uns beschleichen, Antipathien oder auch Sympathien, die wir zu äußern fürchten, Kränkungen, die wir uns besser nicht anmerken lassen, Bekenntnisse, die andere verraten, nicht wirklich, weil sie nur im Inneren vorkommen und dort auch bleiben? Was wären wir Menschen, wenn es diese innere erfahrbare Realität nicht gäbe? Wären wir dann überhaupt noch Menschen?
Aber diese innere Erfahrung geht noch weiter. Es lässt sich viel mehr darüber sagen. Von der inneren Erfahrung des Betenden will ich gar nicht sprechen, auch nicht von der Erotik oder dem Haß. Die biologische Erklärung für diese beiden letzten Phänomene, die häufig vorgebracht wird, kann keinen Zweifel daran aufkommen lassen, dass sie Vorkommnisse unseres bewussten Erlebens sind, mit denen wir als solche zurecht kommen müssen. Sie aus irgendetwas abzuleiten, setzt sie nicht außer kraft. Ich selbst als bewusst entscheidende und handelnde Person bin es, die die Sache auszutragen hat. Zu wissen, dass sie aus den oder den Bedingungen hervorgegangen ist, ist im Ernstfall nur eine schlaumeierhafte zusätzliche und oft absolut unnötige Erklärung, die aus dem Dilemma oder der Betroffenheit nicht herausführt. Ich muß jetzt fertig werden mit der Situation. Und wie sagen wir: Keiner hilft dir dabei.
Ich bemühe mich, auszumalen, was innere Erfahrung ist. Daher auch Beispiele, die den Eindruck der Trivialität vermitteln; aber sie müssen gemacht werden, um zu verdeutlichen , dass innere Erfahrung nicht irgend ein gedachter Begriff ist, sondern selbst eine ganze Welt von Vorkommnissen, in denen wir unentwegt stecken, anders: die uns, unser Leben ausmachen. Es ist nichts Theoretisches daran. Aber es hat den Nachteil, den nicht gut zu machenden Nachteil gegenüber den naturwissenschaftlichen Fakten, dass sie nicht in Raum und Zeit verifiziert oder falsifiziert werden können. Sie sind innere Realitäten.
Wie ist eine Wissenschaft der inneren Realitäten möglich? Das genau ist die Frage der Hermeneutik. Aber ich bin noch längst nicht fertig, mit der Beschreibung der inneren Erfahrung. Zur inneren Erfahrung gehören Ideen, die uns motivieren und in der Geschichte ihre vitale Kraft entfaltet haben wie die Freiheit, der Friede oder die Gerechtigkeit. In der „Kritik der reinen Erfahrung“ stellt Kant insbesondere das Sollen als besonderes Vorkommnis innerer Erfahrung dar.
„Das Sollen drückt eine Art von Notwendigkeit und Verknüpfung von Gründen aus, die in der ganzen Natur sonst nicht vorkommen.“ ( A 547)
Auf die Erkenntnis des Sollens als ursprüngliche Anlage in uns baut sich die gesamte Morallehre Kants auf. Aber es führt bei Kant noch viel tiefer hinein in die Selbstreflexion des Menschen, was ich hier nicht ausführen kann, denn es soll ja kein Referat über Kant werden. Dilthey steht aber auf der Stufe, die von Kant bereitet wurde. Deshalb muß ich diese Gedanken zumindest skizzieren. Die gesamte Transzendentalphilosophie, die Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit der Erkenntnis bewegt sich in diesem Bereich der inneren Erfahrung – und zwar insofern innere Erfahrung nötig ist, d.h. konstitutiv ist für die äußere Erfahrung der Welt in Raum und Zeit. Es ist dies die tiefste Reflexion Kants, in der er den Nachweis führt, dass die äußere Welt, in der wir leben, konstituiert wird durch die innere. Verstand und Vernunft sind es, die der Mensch nicht außerhalb seiner wahrnimmt, sondern nur in sich in ihren Aktivitäten erfährt, wodurch die Welt in Raum und Zeit für ihn da ist, so wie er sie erkennt. Es ist das Erkenntnisvermögen des Menschen, durch das ihm die äußere Welt, so wie wir sie mit unserem Denken durchdringen, gegeben ist, wie wir sie in Wissenschaft durchdringen und durch Technik unseren Interessen nutzbar machen. Kants Transzendentalphilosophie ist die große Anstrengung, das alles uns bewusst zu machen, was in unserem Inneren vor sich geht und vor sich gehen muß, um die Leistung zu vollbringen, von der wir in ihrer Ausübung kaum etwas bemerken, weil sie so spontan vor sich geht, und die wir Erkenntnis nennen. Nur durch die Fähigkeit der Erkenntnis, indem wir Begriffe auf Gegenstände beziehen, indem wir erkennen, was das ist, was sich uns zeigt, indem wir Begriffe von Gegenständen bilden, um diese identifizieren zu können, ist uns die Welt erschlossen. Unser Denken, das wir in unserer inneren Erfahrung oder auch inneren Anschauung -analysieren können, – nur dort, denn es kommt außerhalb von uns nicht vor! – bringt die Welt, wie wir sie erkennen hervor, d.h. die subjektive Realität ist die unverzichtbare Voraussetzung der objektiven Realität.
Dilthey steht also auf den Schultern von Kant. Kants ausgebildeter Begriff der inneren Erfahrung ist die Voraussetzung für Diltheys Konzeption der Hermeneutik, daher der etwas längere Ausflug zu Kant. Während Kant aber an den Anfang seiner ganzen Erkenntniskritik die Begründung der naturwissenschaftlichen Erkenntnis setzt, behandelt Dilthey ausschließlich die Seite der geistigen Vorkommnisse. Sein Ausgangspunkt ist die „Unvergleichbarkeit zwischen den Beziehungen geistiger Tatsachen und den Gleichförmigkeiten materieller Vorgänge,…“ (Bd. 1,S. 12)
Die Beziehungen geistiger Tatsachen ließen sich nicht wie Eigenschaften der Materie behandeln. In ihnen sind nicht Gesetze der Materie zu finden wie in der Physik und der Chemie. Darin sieht er seine Auffassung begründet, dass „die Unvergleichbarkeit des geistigen Lebens an den Tatsachen des Selbstbewusstseins und der mit ihm zusammenhängenden Einheit des Bewusstseins, an der Freiheit und den mit ihr verbundenen Tatsachen des sittlichen Lebens aufgezeigt“ werden kann, “im Gegensatz gegen die räumliche Gliederung und Teilbarkeit der Materie sowie gegen die mechanische Notwendigkeit…“ (Bd. 5, S. 12) Tatsächlich ist das Bewusstsein seiner selbst, das Selbstbewusstsein kein Gegenstand der Außenwelt; wir können es nicht veräußern. Und ebenfalls ist die Einheit unseres Bewusstseins, die unsere personale Identität durch unsere gesamte Biographie aufrecht erhält und möglich macht, kein Ding, das irgendwo außerhalb von uns ansichtig zu machen wäre. Gleiches lässt sich vom Kategorischen Imperativ sagen, in welchem Kant die Freiheit mit der Moral verbindet. Wir besitzen die Befähigung zum Allgemeinen, um es uns zur Maxime, zur Richtschnur machen zu können, dass unsere einzelnen Handlungen nicht nur uns nützen, sondern der Allgemeinheit, dass sie zugleich Grundlage einer allgemeinen Gesetzgebung werden können, denn nichts anderes sagt Kants Sittengesetz. Das Fazit von Dilthey: „So ist also unser Wissen von Geistigem direkt oder indirekt überall auf innere Erfahrung gegründet.“ (Bd.5,S.254)
In immer wieder neuen Annäherungen umreißt Dilthey die innere Erfahrung. Und er setzt sie sogar den äußeren Erfahrungen gleich.
„Man sieht, wie der Begriff der inneren Erfahrung genau dem der äußeren und sinnlichen entspricht. Und da nur solche Zustände oder Vorgänge, die nicht nach außen verlegt werden, wie Gefühle, Affekte, Leidenschaften, Denkprozesse und Willensakte, in die innere Wahrnehmung fallen, so folgt aus dem Begriff der inneren Erfahrung, daß dieselbe auf Vorgänge und Zustände solcher Art zunächst ganz eingeschränkt ist. Da dieses Klasse von geistigen Tatsachen zu unserem praktischen Leben in nächster Beziehung stehen, so liegt zunächst die Beziehung zum praktischen Leben in dem Begriff der inneren Erfahrung vor.“
( Bd. 5, S. 245)
Für Dilthey haben die inneren Erfahrungen also eine ebensolche Gültigkeit, eine ebensolche Gewissheit wie die äußeren. Sie besitzen, wenn man zurückdenkt an den berühmten Satz von Descartes cogito ergo sum eine Gewißheit, die nicht die Sinne als Vermittlung bedarf. Sie haben nicht die Ungewißheit an sich wie alle äußere Erkenntnis, die durch die Bedingungen des menschlichen Erkenntnisvermögens bestimmt ist und daher nicht in das Innere der Gegenstände dringen kann, so dass Kant von einem Ding an sich spricht, dass wir nicht erkennen können. Uns sind nur deren Erscheinungen zugänglich. In das Innere der Gegenstände können wir nur bei einem blicken, nämlich uns selbst. Welcher Realität sollten wir sicherer sein?
Diese Konzentration auf das fundamentale innere bewusste Erleben des Menschen führt bei Dilthey zwangsläufig zu einer engen Verbindung von Philosophie und Psychologie. Dies ist auch der Hintergrund für Diltheys weit gespannten Bogen von der Begründung der Geisteswissenschaften bis hin zur Lebensphilosophie, zu deren Hauptvertretern er unter den deutschen Akademikern gehörte. Ich zitiere:
„Das Selbst findet sich in einem Wechsel von Zuständen, welche durch das Bewusstsein der Selbigkeit der Person als einheitlich erkannt werden; zugleich findet es sich bedingt von einer Außenwelt und zurückwirkend auf dieselbe, welche es dann doch in seinem Bewusstsein befasst und von den Akten seiner sinnlichen Wahrnehmung bestimmt weiß. Indem so die Lebenseinheit sich von dem Milieu, in welchem sie lebt, bedingt und wiederum rückwirkend auf dasselbe findet, entsteht hieraus eine …Struktur des Seelenlebens.“ Dieses würde die beschreibende Psychologie erfassen und zu einem Ganzen verknüpfen. „Dieses Ganze ist das Leben.“ (Bd. 5, S. 200)
Das Seelenleben, in dieser Durchlässigkeit zwischen Innen und Außen besteht aus Wahrnehmungen, Vorstellungen, Gefühlsregungen, Willenstätigkeiten sowie sprachlichen Denkprozessen. Die Struktur des Seelenlebens ist kein statischer Zusammenhang, sondern ein solcher, der als lebendige, vitale Einheit in sich Ziele birgt.
„Dieser seelische Strukturzusammenhang ist nun zugleich ein teleologischer. Ein Zusammenhang, welcher Lebensfülle, Triebbefriedigung und Glück zu erwirken die Tendenz hat, ist ein Zweckzusammenhang.“ (Bd. 5, S. 207)
Dilthey resümiert: „Also zu dem Zusammenhang physischer Tatsachen in der menschlichen Organisation tritt ein solcher von geistigen Tatsachen; in den Geisteswissenschaften gelangt nun dieser Zusammenhang geistiger Tatsachen zur Erkenntnis: sonach ist es der Inhalt, welcher diese Wissenschaft abgrenzt und gliedert. Dem entspricht der Zusammenhang der Geisteswissenschaften, wie er tatsächlich existiert. Es bestehen außerhalb der Naturwissenschaften Psychologie, Philologie, Geschichte, Sprachwissenschaft, Wirtschaftslehre, Jurisprudenz, Ethik, Theologie, Ästhetik, Logik, Staatswissenschaften usw., und sie bilden einen Zusammenhang, …“( Bd. 5, S. 250)
Zunächst mag es so erscheinen, als würde Dilthey in seiner Zuwendung zur inneren Erfahrung, zur psychischen Struktur und zum Individuum die Betrachtung des Individuellen verabsolutieren, was aber von Anfang an nicht der Fall ist. Menschliches Leben ist für ihn mit dem Geist verbunden und der Geist unmittelbar mit Gesellschaft und Geschichte. Im Erleben der Individuen durchdringen sich die Bereiche des Persönlichen und des Allgemeinen. Die Individuen sind für ihn ideelle Einheiten, Kreuzungspunkte von Zusammenhängen. Er schreibt:
„Ein unendlicher Lebensreichtum entfaltet sich in dem individuellen Dasein der einzelnen Person vermöge ihrer Bezüge zu ihrem Milieu, zu anderen Menschen und Dingen. Aber jedes Individuum ist zugleich ein Kreuzungspunkt von Zusammenhängen, welche durch die Individuen hindurchgehen, in denselben bestehen, aber über ihr Leben hinausreichen und die durch den Gehalt, den Wert den Zweck, der sich in ihnen realisiert, ein selbständiges Dasein und eine eigene Entwicklung besitzen. Sie sind so Subjekte ideeller Art.“ ((Bd.7,S. 134/5) Man mag manchmal mit Dilthey unzufrieden sein, weil er immer wieder neu ansetzt in seinen Formulierungen, also die Sachverhalte eher umschreibt und skizziert als präzise zu definieren, aber hier in diesem Zusammenhang bewährt sich seine – wenn man so will – ungenaue Darstellungsweise.: sie zerschneidet nicht die realen Zusammenhänge aus systematischer Absicht, sie lässt die Bereiche ineinander fließen, so wie es in der Wirklichkeit auch der Fall ist. Im menschlichen Erleben durchdringen sich Außen und Innen, das intimste – vielleicht erotische oder religiöse – Empfinden mit gesellschaftlichen Einflüssen. Er spricht von den Menschen – wie in dem soeben vorgelesenen Zitat – als Subjekten ideeller Art. Und er meint etwas sehr Präzises damit, was aber immer mit einer prinzipiellen Unbestimmtheit verbunden bleibt. Der einzelne Mensch ist keine Kategorie, er ist keine Personifikation allgemeiner Kategorien, ob der Wirtschaft, der sozialen Verhältnisse, des Zeitgeists oder einer psychischen Kindheitsprägung. Der einzelne Mensch ist ein Durcheinander – um es grob auszudrücken – zwischen den verschiedensten Einflüssen: der Familie, der sozialen Umgebung, der Weltanschauung, der Bücher und der Personen, mit denen er in Berührung kommt, der Talente und Eigenheiten, die er besitzt, der physischen Kraft und Gesundheit, mit der er ausgestattet ist. Unentwegt schießen ethische und ästhetische Empfindungen, Willensregungen und Gedanken durch den Kopf. Die Gesellschaft, Gott, Welt, Wir, Du und Ich : alles zusammen findet ein ununterbrochenes komplexes Stelldichein in einem jeden. Dilthey versucht dieser Realität gerecht zu werden. Menschen sind daher für ihn nur als Wirkungszusammenhänge in ihrer inneren Vielfalt deutbar. Sie sind ideelle Einheiten und dadurch Subjekte. Sie sind nicht nur das Subjekt der Erkenntnistheorie oder das Produkt der Sozialisation. Sie sind das eigene: einmalige Menschen. Sie gehen in keiner festen Form auf. Sie sind nichts Abgeschlossenes, sie haben mit allen Bereichen der Wissenschaft zu tun, mit der Chemie, weil im Organismus ununterbrochen chemische Prozesse ablaufen, mit der Physik, weil das Körperempfinden, das Empfinden der Schwerkraft für den aufrechten Gang unverzichtbar ist, mit der Atmosphäre und dem Kosmos, weil sie wissen, auf einem Planeten in der Unendlichkeit von Raum und Zeit zu existieren, mit der Religion, weil die ganze Welt ein unerschöpfliches geheimnisvolles, großartiges Gebilde ist, mit der Mathematik, weil durch sie die Ordnung gegeben ist, mit der Kultur, weil es die Sprache und die Märchen gibt, in denen wir groß werden, mit der Gesellschaft, weil wir unter Menschen aufwachsen und in der Gemeinschaft unser tätiges Leben verbringen. Nur wo der Mensch, jeder einzelne, in dieser seiner Vielfalt anerkannt ist, wird es eine Gesellschaft geben können, in der Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden zusammengehen. Dies klar herausgestellt zu haben, ist eines der Verdienste Diltheys. Daß diese Einheit der vielen Bereiche im Bewusstsein des Menschen nur eine ideelle sein kann, versteht sich von selbst. Diese Bereiche können sich nicht wie verschiedene Materien materiell mischen, sie durchdringen sich immateriell wie Gedanken, Gefühle und Regungen unseres Willens in unserem Bewusstsein. Daher sind die Menschen wie Dilthey sagt „Subjekte ideeller Art“. Bei Dilthey erlangt jener berühmte Satz von Kant den besten theoretischen Ausdruck: Der Mensch sei aus solch krummem Holze geschnitzt, dass sich aus ihm nichts Gerades schnitzen lasse.
Nun möchte ich zum eigentlich Hermeneutischen kommen. Wenn der Mensch eine ideelle Einheit ist, dann muß er so verstanden, gedeutet und behandelt werden. Wissenschaftlich ihn so zu erfassen, ist das Bemühen der Hermeneutik, wenn man es in einem Satz sagen möchte. Noch einmal: Warum ist der Mensch ein ideelles Wesen? Natürlich hat er einen Körper, aber er ist nicht nur Körper, sondern hat auch ein bewusstes Verhältnis zu seinem Körper. Er kann entscheiden, ob er sich einer Operation unterzieht oder nicht. Er kann entscheiden, welche ästhetische Wirkung er ihm verleiht. Er kann entscheiden, wie hygienisch er mit ihm umgeht usw. Wir haben ein bewusstes Verhältnis zu unserem Körper. Und wir sind nicht nur der endliche Körper, sondern zugleich das unendliche Bewusstsein, der Wirkungszusammenhang der verschiedensten Realitätsbereiche, über den ich soeben sprach. Der Mensch ist also eine hochkomplexe, bewusste Einheit, in der sogar ein Wissen vom Unbewussten seinen Platz findet. Es ist eine Einheit unbestimmter Vielheit, was nur im Geistigen, also ohne materielle Substanz möglich ist. Ich sagte, die Hermeneutik ist die Methode, die dies zum Ausdruck zu bringen versucht. Sie ist die Methode der sensiblen Zuwendung zum individuellen Menschen, der nicht einfach unter Kategorien gebracht wird. Kategorien sind höchstens Faktoren im Wirkungszusammenhang, den die Individuen darstellen. Eine Subsumtion unter Kategorien ist stets eine Verfehlung. Hermeneutik ist das Verfahren gegen jede Art der Verdinglichung des Menschen.
Wie muß nun das Verfahren angewandt werden, um die Individuen darzustellen, ohne sie in ihrer Komplexität einzuschränken? Die Antwort darauf ist die Hermeneutik. Das berühmte hierher gehörige Zitat Diltheys heißt:
„Die Geisteswissenschaften beruhen auf dem Verhältnis von Erlebnis, Ausdruck und Verstehen.“ (Bd.7, S. 131) Was ist ein Erlebnis? Es ist das Komplexeste, was wir uns vorstellen können. Dilthey schreibt – es ist eine der Formulierungen für den Sachverhalt -, um die Komplexität des individuellen Erlebnisses auszudrücken:
„Anschauung, Erinnerung, Totalvorstellung, Namengebung, Urteil, Unterordnung des Besonderen unter das Allgemeine, Verbindung von Teilen zu einem Ganzen – das alles sind Weisen des Auffassens: ohne dass der Gegenstand zu wechseln braucht, ändert sich die Art und Weise des Bewusstseins, in der er für uns da ist, wenn man von Anschauung zur Erinnerung oder zum Urteil übergeht. Die ihnen gemeinsame Richtung auf denselben Gegenstand verbindet sie zu einem teleologischen Zusammenhang.“ (Bd. 7, S. 127/8)
„Die Vollendung aller im Erleben oder Angeschauten enthaltenen Relationen wäre der Begriff der Welt.“ (Bd. 7, S. 129) Oder an anderer Stelle:
„Der Lebensbezug, sei er auf einen gegebenen Moment eingeschränkt oder dauernd, macht diese Menschen und Gegenstände für mich zu Trägern von Glück, Erweiterung meines Daseins, Erhöhung meiner Kraft, oder sie schränken in diesem Bezug den Spielraum meines Daseins ein, sie über einen Druck auf mich, sie vermindern meine Kraft. Und den Prädikaten, die so die Dinge nur im Lebensbezug zu mir erhalten, entspricht der aus ihm stammende Wechsel der Zustände in mir selbst. Auf diesem Untergrund des Lebens treten dann gegenständliches Auffassen, Wertgeben, Zwecksetzen als Typen der Verhaltens in unzähligen Nuancen, die ineinander übergehen, hervor. Sie sind im Lebenslauf zu inneren Zusammenhängen verbunden, welche alle Betätigung und Entwicklung umfassen und bestimmen.“ (Bd. 7,S. 131/2)
Oder noch ein Ausdruck für diese komprimierte Einheit des Individuellen:
„In den einzelnen tatsächlichen Lebensbezügen, die zwischen dem Ich einerseits und Dingen und Menschen andererseits auftreten, entstehen die einzelnen Zustände des Lebens: differenzierte Lagen des Selbst, Gefühle von Druck oder Steigerung des Daseins, Verlangen nach einem Gegenstand, Furcht oder Hoffnung.“ (Bd. 7, S. 133)
Das Individuum, das ein geistiges Gebilde in der Einheit von Sein und Bewusstsein ist, das Vergangenheit und Zukunft in der Gegenwart vereinigt, durch das die Ströme der Gefühle, des Willens und der Vorstellungen und Phantasien ununterbrochen sich durchkreuzend und vermischend hindurchziehen, kann nur mit einer Methode erfasst werden, die diesem Knäuel von Realität angemessen ist. Die Situation, in der sich dieses geballte Ineinander zu einer Einheit fügt, ist das Erlebnis. Aus dem Erlebnis heraus schafft der Dichter und Künstler seine Werke. Er vergegenständlicht, verobjektiviert seine innere Komplexität, indem er ihr einen Ausdruck verleiht. Dieser Ausdruck – große Kunst gibt mehr, schlechte wenig von der Komplexität wieder – muß nachempfunden, es muß nachgebildet werden, man muß sich in es hineinversetzen, um es zu verstehen. Das Verstehen ist der Kardinalbegriff der Hermeneutik. Was ist wichtiger unter Menschen, als dass sie sich Verstehen? In allen Gesprächen kommt es darauf an, wenn man nicht – wie wir sagen – aneinander vorbeireden will. Verstanden werden muß auch alles, was uns schriftlich oder auch in anderer künstlerischer Form überliefert worden ist. Eng verbindet sich hier die Philosophie mit der Philologie.
„Da nun das geistige Leben nur in der Sprache seinen vollständigen, erschöpfenden und darum eine objektive Auffassung ermöglichenden Ausdruck findet, so vollendet sich dei Auslegung in der Interpretation der in der Schrift enthaltenen Reste menschlichen Daseins. Diese Kunst ist die Grundlage der Philosophie. Und die Wissenschaft dieser Kunst ist die Hermeneutik.“ (Bd. 7, S. 217)
Dilthey selbst hat in seiner bekanntesten Schrift „Das Erlebnis und die Dichtung“, in der er Lessing, Goethe, Novalis und Hölderlin behandelt, ein Beispiel des hermeneutischen Verstehens gegeben.
Hermeneutik hat es zunächst mit dem einfachsten Fall des Verstehens zu tun, dem Verstehen eines Satzes. Aber ihr eigentliches Anliegen ist es, in die Wertgebungen und die Bedeutungen von Entscheidungen und Handlungen einzudringen, die für die einzelnen innerhalb des Ganzen einer singulären Biographie das Charakteristische, das Identitätsstiftende, das Sinngebende sind. Gesellschaft oder die Kultur, das Allgemeine, worin wir unser Zusammenleben haben: Wo kommt es vor? Nicht abgelöst von den einzelnen Menschen, nur in den Individuen selbst. Alle Institutionen sind nur selber partikulare Einrichtungen, die Gemeinschaftliches verwalten oder regeln. Das Allgemeine selbst aber kommt nur in den Individuen vor. Es ist das Unsichtbare uns Verbindende, das sich immer bitter rächt, wenn es unberücksichtigt bleibt.
Ich könnte nun noch ein ganze Weile fortfahren, weitere Zitate über die Lebenszusammenhänge vorzutragen. Aber es gilt, daraus Konsequenzen zu ziehen. Weil der Mensch ein solches geistiges komplexes Gebilde ist, das nirgendwo anders vorkommt, bedarf es erstens einer besonderen Erkenntnisweise dieses Wesens. Es kann weder gemessen, noch Mathematik auf es angewendet werden. Es hat nichts mit Physik, Chemie oder Biologie zu tun. Wenn der Mensch sich derart zu erfassen versucht, geht er immer an sich selbst vorbei. Zweitens: Da es im Inneren des Menschen vorkommt, kann es nur von Menschen durch Formen der Selbstreflexion als Selbst verstanden werden oder durch Formen des Nachempfindens gegenüber anderen, seien es lebendige Gesprächspartner oder die schriftlichen Hinterlassenschaften früher gelebter. Drittens – und das ist von ausschlaggebender Bedeutung-: Es kann nicht vergegenständlicht werden, es kann in seiner Realität, die es nur im Innern der Menschen besitzt, nicht adäquat dargestellt werden: Alles Innere bleibt etwas anderes als sein Ausdruck. Wortzeichen der Dichtung sind nicht das Leben selbst. Das Bewusstsein in seiner Weite lässt sich nicht in einer Gestalt mit konkreter Ausdehnung materialisieren. Viertens liegt darin die Konsequenz, dass die Sache, um die es geht, das Innere des Menschen stets im nicht völlig Durchsichtigen, im letztlich Unbestimmbaren, im Dunkel, im Geheimnis eingehüllt bleibt, ob wir wollen oder nicht. Es ist ein Wunder, dass wir uns trotzdem miteinander verständigen können, obwohl jeder ein Abgrund von persönlichsten Erlebnissen, Erinnerung, Hoffnung, Verzweiflung, Glück und Elend ist – und niemand sich in den anderen vollkommen hinein zu versetzen vermag. Die gelingende, verstehende Kommunikation und die so immer wieder zustande kommende Zwischenmenschlichkeit ist das größte Ereignis und Wunder, das es gibt. Das tiefste, gelingende Nachempfinden, mehr als die grammatikalische Interpretation, mehr als die psychologische Interpretation, mehr als die Divination, das „Einleben“ Schleiermachers gelangt nicht zu einer vollkommen adäquaten Offenlegung der Lebenszusammenhänge, selbst wenn wir einen Autor besser verstehen als er sich selbst verstand, wie Schleiermacher ebenfalls sagte. Das Innere lässt sich nicht nach außen kehren. Selbst das eigene Sein , die eigene Existenz bleibt für uns eine Deutung.
„So ist in allem Verstehen ein Irrationales, wie das Leben selber ein solches ist; es kann durch keine Formeln logischer Leistungen repräsentiert werden.“ (Bd. 7, S. 218)
Und dies ist die Krux an der Sache. Dilthey weiter:
„Wenn wir nun sehen, dass Denkgesetze und Denkformen in jedem Teile der Wissenschaft Geltung haben und auch in den Methoden gemäß der Stellung des Erkennens zur Wirklichkeit eine weitgehende Verwandtschaft besteht, so treten wir mit dem Verstehen (d.h. mit der Hermeneutik) in Verfahrensweisen ein, die keine Art Analogie mit den naturwissenschaftlichen Methoden haben.“ ( Bd. 7, S. 219)
Der Siegeszug der Naturwissenschaften in Verbindung mit der Technik und der Ökonomie, wie wir ihn seit dem 16. Jahrhundert erleben, beruht auf der Möglichkeit, Hypothesen, also Gedachtes in Experimenten zu überprüfen, zu beweisen und mathematisch exakt auszudrücken. Beides ist mit den Subjekten, die ideelle Wesen sind, nicht möglich – es sei denn, sie werden als materielle Dinge angesehen und so behandelt. Die unentwegten Versuche in der modernen Gesellschaft – bis in unsere Tage hinein – den Menschen naturwissenschaftlich – und das heißt von außen – zu erfassen, ist historisch gesehen, die schwerste Verirrung, die sich ein vernunftbegabtes Wesen zufügen kann.
Aber andererseits kann man das auch verstehen, denn was liegt näher, als die erfolgreiche Methode, mit der die Natur durchschaut und den eigenen Zwecken nutzbar gemacht wurde, auch auf den Menschen selbst anzuwenden? Ist es nicht vernünftig, die Beweisbarkeit selbst, wie sie in den exakten Naturwissenschaften gegeben ist, als Maßstab für jede Erkenntnis zu setzen? Oder umgekehrt: Sollen wieder die Irrationalität und der Obskurantismus mit all ihren verheerenden Folgen – bis hin zum Faschismus – in den ehernen Sälen der Wissenschaft zugelassen sein? Soll wieder alles durcheinander kommen? Soll das Maß verloren gehen, nachdem es durch wissenschaftliche Rationalität gesetzt worden ist?
Aber dagegen dann wieder: Soll deshalb, weil sich das Wesen des Menschen der Naturwissenschaft entzieht, aufgegeben werden, es angemessen erkennen zu wollen? Soll deswegen, weil das Wesen des Menschen in den Grenzen der Naturwissenschaft nicht angemessen erfasst wird, die Wirklichkeit des Menschen verstummen, ausgeschlossen bleiben aus dem Bereich der Erkenntnis? Soll deswegen, weil die mathematische Naturwissenschaft Sicherheit in der Erkenntnis gewährleistet, Verzicht auf die Erkenntnis des Menschen geleistet werden?
Die menschliche Wirklichkeit, die zu einem großen Teil in der inneren Erfahrung beruht, hat eine eigene Form der Repräsentation. Sie liegt nicht auf der Hand, sie ist nicht unter das Mikroskop zu legen, auch kein Maßband ist ihr anzulegen, sie ist auch nicht auf irgend etwas zurückzuführen, denn sie ist selbst der Ausgangspunkt aller Realität, denn ohne Bewusstsein existiert für uns nichts mehr, weil wir dann keine Menschen sind, also:
Die einzige Form der Repräsentation des menschlichen Inneren besteht darin, dass wir selbst gegenseitig zustimmen zu Äußerungen, in denen ein anderer etwas zu uns sagt und dabei sein Inneres zu erkennen gibt, es uns aufschließt. Nur deswegen, weil wir selbst es in uns haben, können wir die inneren Erfahrungen der anderen Menschen verstehen. Die Zustimmung ist die Form der Veröffentlichung und Bestätigung und Verifikation des Inneren. Durch die gegenseitige Veröffentlichung wird das Innere etwas allgemein Gültiges. Zu der Veröffentlichung gehört die Zustimmung. Die Zustimmung allein gibt die Sicherheit, dass das, was bei mir ist, auch bei den anderen innere Realität ist. Ohne zum Beispiel Verzweiflung zu kennen, würde kein Hirnforscher erkennen können, was im Gehirn geschieht, wenn ein Mensch verzweifelt ist. Der Ausgangspunkt ist unser bewusstes Erleben, das wir als Maßstab in uns tragen.
Aber wie kann es Wissenschaft dieser inneren Erfahrung geben? Niemals wird sie eine objektive Qualität besitzen wie die naturwissenschaftliche Erkenntnis. Aber indem wir Menschen uns über unser Inneres aufklären, können wir es gemeinsam allmählich im Sinne des Wortes ent-decken, können wir es herausbringen wie die Gesetze, die wir uns geben. Dies ist eigentlich der Kern dessen, was Humanität genannt wird. Nur die gemeinsame tätige Selbstdeutung des Menschen ist dazu in der Lage. Sie liegt in uns. Aber wir müssen sie an das Tageslicht bringen. Es kommt darauf an, dass wir uns etwas zur Maxime machen. Kommunikatives Handeln der Menschen – um den Titel eines großen Werks von Jürgen Habermas zu benutzen – ist die Form der Produktion, in der das herausgestellt wird, objektive Vernunft wird, was Vernunft im Innersten ist. Dies ist dann auch nichts anderes als die Praktische Vernunft, die Immanuel Kant lehrt. Die Hermeneutik, wenn sie auch weder eine eigene Gesellschaftstheorie begründet, geschweige denn eine Begründung der Naturwissenschaften liefert, also in dem Sinne auch wirklich einseitig ist, hebt doch ein Phänomen in den Mittelpunkt unseres Bewusstseins, das mehr ist als eine Technik zur Übersetzung, nämlich, dass es bei allem Menschlichen immer um das Verstehen geht. Und dies betrifft dann sogar auch die Naturwissenschaften, denn wie sollten deren Ergebnisse Gültigkeit besitzen, ohne das Verständnis der Experten gegenseitig. Eine Welt, in welcher sich die Menschen verstehen, wäre die Kurzbezeichnung für eine gültige Utopie.